Ab dem 1. November 2014 muss jedes neue Fahrzeug der Klasse M1 (Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit höchstens acht Sitzplätzen außer dem Fahrersitz) mit einem Reifendruck-Kontrollsystem nach ECE-R 64 ausgestattet sein. Mit Hinblick auf diese anstehenden Änderungen arbeiten die Profis in Augsburg zusammen mit namhaften Herstellern solcher Systeme und Systemkomponenten (Schrader, Alligator, HUF, VDO u.a.) mit Hochdruck an dem Thema. Mit Hilfe der nun entwickelten Software kann sofort in der Werkstatt überprüft werden, welches Fahrzeugmodell im Bereich der Erstausrüstung mit jeweils welchem System ausgestattet ist. So kann rasch überprüft werden, ob zum Beispiel ein Ersatzmarktsensor ein Originalteil ersetzen kann. Philipp Feininger, Projektmanager bei der BMF: „Für unseren Kunden sind drei Punkte zentral, nämlich die Frage, ab wann der Konfigurator zur Verfügung stehen wird. Dann der Umfang, unsere Lösung deckt eben den gesamten Bereich der Erstausrüstung und des Ersatzmarktes ab. Und durchaus auch die enge Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Reifenhandwerk und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV), den wir ebenso ausdrücklich begrüßen", erläutert Feininger im Gespräch. Vorgestellt wird die hauseigene RDKS-Lösung ab Mai 2014, natürlich auf internationalen Fachmesse REIFEN 2014 in Essen. Zu diesem Zeitpunkt wird der Konfigurator auch sofort einsetzbar sein. Die Entwicklung läuft aktuell für die Systeme ProVis MX2 und ProVis MX3, doch das Team der BMF, spezialisiert auf Shop-Systeme (B2B und B2C) und 3D-Medien für Automotive-Unternehmen, blickt über den Tellerrand. „Wir freuen uns wirklich sehr, mit dem BRV gemeinsam an diesem wichtigen Thema zu arbeiten", so Stefan Klein. „In der BRV-Geschäftsstelle sind wir schon länger intensiv mit dem Thema beschäftigt. Unser Ziel und unsere Aufgabe ist es, für den Reifenfachhandel alle relevanten Informationen zusammenzutragen. Die Umsetzung auf der Seite der Technologie, etwa wie hier von der BMF in Form des Konfigurators, ist dann eben die andere Seite der Medaille. Natürlich sind hier noch weitere Parteien beteiligt. Gemeinsam sind wir gut vorbereitet auf die Umsetzung ab dem 1. November", sagt Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des BRV.
Dies ist die Seite des Gesetzgebers, interessant ist auch die Seite der Industrie, des Handels und der Verbraucher. Drei Aspekte sind für den Verbraucher zentral: Der Umweltschutz, denn durch den optimalen Luftdruck wird Kraftstoff gespart. Die Sicherheit, denn optimaler Luftdruck ergibt optimalen Grip. Die Reifenlebensdauer, denn durch den richtigen Druck lebt der Reifen länger. Industrie und Handel müssen sich auf die Neuerungen einstellen. Die Gesetzesregelung ist technologieneutral, d.h. es gibt keine Vorschriften, ob direkte oder indirekte Reifendrucküberwachungssysteme zu nutzen sind. Bei direkten Systemen wird tatsächlich der Luftdruck im Reifen gemessen. Dazu wird ein Sensor entweder im Gummi oder im Ventil installiert, der die Daten per Funk an einen Empfänger im Fahrzeuginneren übermittelt. Der Fahrer bekommt den exakten Luftdruck jedes Reifens im Cockpit angezeigt. Die Stromversorgung erfolgt durch eine integrierte Batterie. Indirekte Systeme erfassen die Rotation der einzelnen Räder, etwa über die ABS-Sensoren. Verliert ein Reifen Luft, wird das Umfang des Pneus geringer und er muss sich im Vergleich zu den anderen schneller drehen. Weil die ABS-Elektronik die höhere Rotation erkennt, kann dies dem Fahrer angezeigt werden.
Reifendruck-Kontrollsysteme mit direkt messenden Sensoren gibt es seit ca. 10 Jahren, der Umgang mit diesen Systemen ist also bekannt. Dennoch wird die Verordnung den Anteil mit RDKS ausgestatteter Fahrzeuge in sehr kurzer Zeit massiv ansteigen lassen, soviel kann man heute bereits sagen. Für das M+S-Geschäft 2014 rechnet der BRV etwa mit voraussichtlich 1,3 Millionen mit RDKS ausgestatteten Fahrzeugen. Die Neuregelung ist mit großen Auswirkungen auf den Reifenservice bzw. die Prozesse in den Werkstätten verbunden. Man kann also davon ausgehen, dass die Einführung der RDKS-Pflicht für den Handel Chancen und Risiken birgt. Diese Chancen sind vor allem dann zu sehen, wenn die Vorbereitung auf das Thema gelingt. Die Einführung der begleitenden Technologien, wie etwa das Zusammenstellen der umfangreichen Datenbank und die Umsetzung der Konfigurator Lösung, geht in die richtige Richtung, so dass das Handling der RDKS-Pflicht machbar wird.